Am 25. und 26. Oktober fand die Netzwerktagung „Pferdewissen“ an der Hochschule Osnabrück an der Fakultät für Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur statt. Studierende aus der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland wurden eingeladen in den zwei Tagen Thematiken rund um die Zukunft des Pferdesports, KI-Entwicklungen und weitere Optimierungsmöglichkeiten in den Bereichen Turniersport und Pferdehaltung zu diskutieren. Besonders im Fokus stand die derzeitige Kritik des Pferdesports in den Medien und der Umgang damit. Beteiligt waren die Hochschule Van Hall Larenstein, die Berner Fachhochschule, die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, die Georg-August-Universität Göttingen, die Freie Universität Berlin, die Fachhochschule Südwestfalen und die Hochschule Osnabrück als Gastgeber.
Am ersten Tagungstag wurden wissenschaftliche Projekt- und Abschlussarbeiten von 16 Studierenden in Form von Vorträgen und Postern vorgestellt und anschließend diskutiert. Die nachfolgenden Diskussionen verliefen sehr konstruktiv und waren weitestgehend von studentischen Fragen geprägt. Die Leistungen wurden durch die Lehrenden der anwesenden Universitäten und Hochschule bewertet und mit Preisen der Sponsoren der Tagung belohnt. Den ersten Platz erhielt Till Henner Ramm von der Hochschule Osnabrück für die Präsentation seiner Bachelorarbeit, in der er die „Verkaufspsychologie bei Pferdefutter“ untersuchte. Er klärt darüber auf, dass Pferdehalter beim Kauf von Futtermitteln stark durch psychologische Effekte wie kognitive Verzerrungen und das Vertrauen der Käufer in eine ihnen bekannte Marke beeinflusst werden. Obwohl die Qualität des Futters als wichtigstes Kaufkriterium genannt wird, zeigt seine Arbeit, dass die Verkaufspsychologie eine wesentliche Rolle während des Kaufprozesses spielt. So wird zum Beispiel der Dunning-Kruger-Effekt beschrieben, welcher oft zu einer Überschätzung des eigenen Wissens der Pferdehalter führt. Die Arbeit verdeutlicht, dass ein Bewusstsein für die Anfälligkeit von systematischen Denkfehlern seitens der Käufer geschaffen werden muss. Den zweiten Platz belegte Elena Karthäuser, ebenfalls von der Hochschule Osnabrück, mit ihrer Masterarbeit zum Thema „Auswirkungen der Änderung der Gebührenordnung für Tierärzte auf die Pferdehaltung“. Auf dem dritten Platz landete Madeline Meyer mit ihrem Vortrag über die „Kompostierung als eine nachhaltige Nutzungsmöglichkeit von Pferdemist unter hygienischen Aspekten“.
Neben den Auszeichnungen für die Vorträge wurden durch die Lehrenden auch die kürzeren Posterpräsentationen bewertet und prämiert. Den ersten Platz in dieser Kategorie sicherte sich Mona Serena Otte, Absolventin der Hochschule Osnabrück, mit ihrem Poster “Zur Problematik des unbeabsichtigten Dopings – Umfrage an Tierärzte, Reiter und Turnierfachleute “. In ihrer Arbeit fand sie heraus, dass die Ursachen dessen nicht nur die Unwissenheit über Risiken durch dopingrelevante Lebensmittel, sondern auch die generelle Unkenntnis über Anti-Doping-und-Medikamentenkontroll-Regeln (ADMR) sind. Hier sei mehr Aufklärung seitens verschiedener Parteien im Pferdesport notwendig. Den zweiten Platz belegte Harald Unseld von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen mit seinem Poster über die „Möglichkeiten zur Ermittlung und Optimierung von Stallluftfaktoren insbesondere Staub”. Den dritten Platz erlangte das Poster von Iulia Zaharia von der Hochschule Van Hall Larenstein mit dem Titel “In the Judges Eye: Visual Search Patterns of Dressage Judges”. Weitere präsentierte Abschlussarbeiten thematisierten unter anderem Verhaltensforschungen in Form eines “Novel Object Tests”, das Entwurmungsmanagement von Jungpferden und der Einsatz von KI bei der Überwachung von Fohlen.
Als Vorbereitung auf den zweiten Tagungstag fanden für die Studierenden und Lehrenden der teilnehmenden Hochschulen und Universitäten verschiedene Workshops statt. In den eingeteilten Gruppen wurden verschiedene Themenschwerpunkte bezüglich der Zukunft des Pferdesportes rund um Zucht, Digitalisierung, Medien, Turnierveranstaltungen und Tierwohl diskutiert. Ziel der Workshops war es, interessante und vor allem kritische Fragen für die Gäste der Talkshow am darauffolgenden Tag zu formulieren, um weitere Perspektiven auf die Zukunft des Pferdesports betrachten zu können.
Am zweiten Tag besuchten alle Teilnehmenden die Anlage Riesenbeck International. Vor Ort wurden Führungen durch Charlotte Bömeke, selbst Studentin der Hochschule Osnabrück und Mitarbeitende in Riesenbeck, und den Geschäftsführer Karsten Lütteken durchgeführt. Die Teilnehmenden durften tiefe Einblicke in das Management der Anlage, Veranstaltungen und die dortigen Turnier- und Trainingsmöglichkeiten erhalten. Riesenbeck International gehört aufgrund seiner langen Tradition und vielfältigen Veranstaltungen zu einem der relevantesten Standorte des Pferdesports. Des Weiteren war Physiotherapeutin Imke Schuon vor Ort. Sie hielt einen Vortrag über das Funktionelle Bewegungstraining für Reiter und brachte den Teilnehmenden die Wichtigkeit der Körperwahrnehmung näher. Durch spielerische Übungen wurde ein Einblick in das Körperempfinden des Pferdes gegeben. Nicht nur die Fitness des Pferdes ist relevant, sondern auch das Training des Reiters am Boden, um den aktiven Prozess des Reitens für das Pferd so angenehm wie möglich zu gestalten und eine Verbesserung der Koordination und Hilfengebung zu erzielen.
Zum Mittag trafen alle im Parkhotel Surenburg ein. Hier fand die Talkshow zum Thema „Das Pferd und der Pferdesport 2035“ statt. Gäste der Talkshow waren Thies Kaspareit Abteilungsleiter für Ausbildung und Wissenschaft bei der FN, ebenfalls Karsten Lütteken, Zuchtleiter des Westfalen Verbands Thomas Münch, Tierarzt Dr. Sebastian Bartke, Springreiter Philipp Hartmann und FN Tierärztin Dr. Enrica Zumnorde-Mertens. Bekannte Größen rund um das Thema Turniersport, Pferdegesundheit, Zucht und Veranstaltungsmanagement, womit eine allumfassende Perspektive auf den Pferdesport gegeben werden konnte. Moderiert wurde die Talkshow durch Simone Steinhorst. Der Fokus der Talkrunde lag auf den Einschätzungen und Erfahrungen der Gäste zum Thema “Pferdesport im Jahr 2035”, sowie der Darstellung des Sports in den Medien und der damit verbundenen Kritik von außen. Diskutiert wurden außerdem die Zuchtziele des modernen Reitpferdes, die Sicherung des Tierschutzes und infolgedessen der Umgang mit tierschutzwidrigem Verhalten. Des Weiteren wurden digitale Lösungen zur Unterstützung des Reitsports, sowie der Werterhalt und die Wertevermittlung an die Nachwuchsreiter thematisiert. Mit Blick auf die Zukunft soll eine gesunde Basis für den Pferdesport geschaffen werden. Den pferdebegeisterten Menschen soll der Einstieg in den Reitsport vereinfacht und die Passion Pferd erhalten werden. Eine bessere Aufklärung über das Erkennen des Tierwohls liegt den Gästen besonders am Herzen. Abschließende Wünsche der Gäste waren gemeinsame Akzeptanz und sowohl das miteinander als auch das voneinander Lernen.
Der Slogan der Hochschule Osnabrück lautet: Wir für Morgen! Dies spiegelte sich in allen Vorträgen, Gesprächen und Diskussionen wider und alle sind sich einig: Das Pferdewohl muss an erster Stelle stehen! Es muss Verantwortung übernommen werden und Lösungsansätze geschaffen, um die Balance zwischen der Pferdehaltung und der Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und den Medien wieder herzustellen. Das Tierwohl muss im Rahmen der Digitalisierung noch stärker im Fokus stehen und es liegt an allen, durch Forschungen, konstruktive Gespräche und eben solche Tagungen in einen relevanten Austausch zu gehen. Die Partnerschaften der Universitäten und Hochschulen müssen intensiviert und internationaler werden, um ein Netzwerk zu schaffen, dass es sich zur Aufgabe macht, die Pferde und dessen Wohlbefinden für alle sichtbar zu machen. Nicht nur die Kommunikation zwischen Fachleuten, sondern auch eine Kommunikation mit der Gesellschaft soll stärker im Fokus stehen.
Der Tagungsband kann unter dem folgenden Link heruntergeladen werden: https://www.hs-osnabrueck.de/studium/studienangebot/bachelor/landwirtschaft-bsc/schwerpunkt-pferdemanagement/lehrende-und-netzwerk/
Text: PM