Die Reise zur Stutenschau nach Großenwörden ist ein Stück weit eine Zeitreise. Wer eine Stutenschau in der Atmosphäre früherer Zeiten erleben möchte, ist dort genau richtig. Der Zusammenhalt im Pferdezuchtverein Stade-Altes-Land mit ihren Deckstellen Bargstedt und Großenwörden ist einzigartig. Ale fassen mit an, und alle sind dabei, wenn die jungen Stuten auf der Dreiecksbahn präsentiert werden.
Auf der Höhe der Zeit waren die Großenwördener Züchter mit der Qualität ihrer Stuten. Von 20 vorgestellten Stuten, konnten 15 (75 Prozent) mit einem Ia-Preis ausgezeichnet werden. Hinzu kamen zwei Elite-Familien. Das ist ein herausragendes Ergebnis. Die gute Qualität dieser Stutenschau wird durch den sportlichen Hintergrund der Klassensiegerinnen zusätzlich aufgewertet.
Siegerstute wurde die sich überragend bewegende Hann.Pr.A. Viva Weltina v. Viva Gold/Dante Weltino (Züchterin Marietta Kappelhoff-Dorenkamp, Beckum, Besitzer Wilfried Koppelmann, Freiburg). Wilfried Koppelmann hatte die Vorjahressiegerin im vergangenen Jahr auf der Schau in Großenwörden entdeckt, und die junge Stute ließ ihm keine Ruhe, bis sie in seinem Stall stand. Die mit Kaliber und Harmonie ausgestattete Fuchsstute bewegte sich kraftvoll und elastisch, ohne die notwendige Stabilität vermissen zu lassen. Sie ist Halbschwester des 2022er Prämienhengstes Bondo v. Bonds, und ihre Mutter ist Halbschwester der Grand-Prix-Pferde Sao Paulo und Stauffenberg v. Stedinger. Auch für Han.Pr.A. Viva Weltina ist zunächst eine Sportkarriere vorgesehen. Bei ihrer Qualität und der Grand-Prix-Rezession ihres Pedigrees darf man ihrer Entwicklung erwartungsfroh entgegenblicken.
In den traditionellen Zuchtregionen entlang der Küste werden noch häufiger zweijährige Stuten vorgestellt als andernorts. So auch in Großenwörden. Alle der im Katalog verzeichneten sieben Stuten wurden vorgestellt, sechs von ihnen konnten mit einem Ia-Preis ausgezeichnet werden. An der Spitze stand eine im Typ deutlich vom Muttervater geprägte Rappstute von Von Und Zu/Dancier (Züchter Jörg Rademacher, Geestland, Besitzer Ferdinand Meyer, Arzfeld). Die bergauf konstruierte Stute ist bereits sehr weit entwickelt und bewegte sich entsprechend kraftvoll im Trab. Im Schritt überzeugte sie mit guter Taktsicherheit und passendem Raumgriff. Ihr Halbbruder Fundancer v. Finnigan wurde 2021 in Verden gekört. Hervorzuheben ist auch die an zweiter Stelle rangierte Stute dieser Abteilung. Als einzige Springstute dieser Gruppe konnte sich die markante Fuchsstute v. Camp Nou/Comte (Züchter Ingo König, Großenwörden, Besitzer Stefan Wolter, Engelschoff) mehr als gut behaupten. Wie sehr sie ihrer Mutter gleicht, wurde zum Abschluss der Schau deutlich, als sie als Teil der Familie „Mutter mit zwei Töchtern“ der St.Pr.St. Constanze v. Comte/Graf Sponeck (Züchter Ingo König, Großenwörden) vorgestellt wurde. Diese Familie, der Graf Sponeck seine Bewegungsdynamik weitergegeben hat, wurde mit dem Elitetitel ausgezeichnet.
Die Klasse der vierjährigen Stuten entschied Hann.Pr.A. Secret’s Fairytale M v. Secret/Wolkenstein II (Züchterin und Besitzerin Tanja Quaas, Oberndorf) für sich. Sie hatte einige Wochen zuvor in Ihlienworth bereits in der Zuchtstutenprüfung glänzen können und die Maximalnote für die Rittigkeit und Höchstnoten für die Grundgangarten erhalten. Auch Hann.Pr.A. Secret’s Fairytale M war Teil einer Elitefamilie. Gemeinsam mit ihrer Vollschwester Hann.Pr.A. Senza Limiti, die in ihrer Klasse an zweiter Stelle rangiert war, und ihrer Halbschwester St.Pr.St. Surprise M v. Scolari, die in dieser Familie am deutlichsten vom Muttervater Wolkenstein II geprägt ist, wurde sie außerdem als Siegerfamilie ausgezeichnet. Über die Auszeichnung dieser drei Töchter der Walparaisa M v. Wolkenstein II/Matcho AA, die zudem Mutter zweier S-erfolgreichen Dressurpferde ist, freute sich erneut Züchterin Tanja Quaas aus Oberndorf.
Zu Beginn der Schau wurden drei Stuten im Freispringen gezeigt. An die Spitze dieser kleinen Abteilung setzte sich Hann.Pr.A. Diacontina v. Diacontinus/Con Sherry (Züchterin Doris Nuß, Oberndorf, Besitzer Wilhelm Peters, Kranenburg). Die stabil konstruierte Stute überzeugte beim Freispringen mit ganz viel Übersicht und strahlte stets Souveränität aus. Sie ist Halbschwester der DSP Cessy v. Casskeni II, die mit Maren Hoffmann bereits bis 1,50 Meter erfolgreich ist.
Hann.Pr.A. Lillyfee v. Livaldon/Lauries Crusador xx (Züchter und Besitzer Bernd Oellrich, Drochtersen) wurde zudem mit der Exterieur-Prämie (Ext.+) ausgezeichnet. Vater und Muttervater sind nicht wirklich als Exterieur-Vererber bekannt, doch wer den Stutenschauplatz in Großenwörden über einen längeren Zeitraum verfolgt, weiß, dass diese Familie stets gut und korrekt konstruierte Stuten hervorgebracht hat.
Titelfoto und Text: Ulrich Hahne