Falco v. Cardenio/Weinberg
geb. 2009
Z.: Norbert Nowak, Haren
R.: Tim Price/NZL
Aus dem Stall des Springpferdezüchters Norbert Nowak kommt Falco. Mit schier grenzenlosem Vermögen ausgestattet, gehört er spätestens seit seinem Fünf-Sterne-Sieg in Pau/FRA mit dem Neuseeländer Tim Price vor drei Jahren zur absoluten Weltspitze. Vor zwei Jahren demonstrierte er mit Doppelbronze bei den Weltmeisterschaften in Pratoni del Vivaro seine außergewöhnliche Qualität. Auf die Welt gekommen ist Falco bei Norbert Nowak im emslandischen Haren als vorletztes Fohlen der Stute Witta. Der Züchter hatte die Weinberg/Pilot-Tochter als Dreijahrige erworben. „Anfang der 90er Jahre gab es in Hannover fast keine guten Springstamme mehr, jeder benutzte Weltmeyer. Also bin ich nach Westfalen gefahren und habe gezielt Pilot-Blut gekauft“, erinnert er sich.
Witta ist rechte Schwester von Lutz Gripshovers Nationenpreispferd Warren NRW. Eine Verletzung lies den Sporteinsatz nicht zu, und die Braune wurde Zuchtstute. „Zum Glück!“, sagt Norbert Nowak rückblickend. Denn Witta brachte mit Laith und Leonhard de Hus v. Lord Z sowie Leszeck v. Landclassic drei international erfolgreiche Springpferde der Spitzenklasse. Der gekörte Hengst Laith fand über den Hengstmarkt für einen Spitzenpreis einen neuen Besitzer und war mit dem Iren Shane Breen bis 1,60 Meter erfolgreich. „Wir hatten mit Witta viel Freude!“ Dass Falco eines der besten Vielseitigkeitspferde der Welt werden würde, das sei dann aber doch nicht vorauszusehen gewesen. Eher klein und unbedeutend sei der Cardenio-Sohn gewesen und wurde schon als Fohlen verkauft.
Sue Benson entdeckte Falco im Alter von vier Jahren und brachte ihn nach England. Sie wollte mit dem Braunen Spaß haben am Ende ihrer aktiven Karriere. Die ehemalige Vielseitigkeitsreiterin, die sich mittlerweile einen Namen als international anerkannte Kursdesignerin gemacht hat – seit vielen Jahren trägt die Geländestrecke in Boekelo ihre Handschrift –, gab den Braunen zur Ausbildung zu dem Neuseeländer Jesse Campbell. Dort sammelte Falco erste Erfahrungen, bevor seine Besitzerin ihn zu Tim Price schickte. „Er war damals sehr frech, aber konnte unglaublich gut springen“, erinnert er sich. „Über dem Sprung steht er sehr lange in der Luft, das kann manchmal ein Problem sein. Am Anfang war er etwas wild, dabei aber immer supervorsichtig und sehr, sehr intelligent.“ Das sei eine Mischung, die Falco so einzigartig mache. Es dauerte eine Zeit, bis der Wallach erste Erfolge in Vielseitigkeitsprüfungen hatte. „Er wurde erst richtig gut, als die Prüfungen schwerer wurden. Bei seinen ersten Starts hat er im Gelände noch viele Fehler gemacht, jedoch nie denselben Fehler zweimal. Er ist immer noch ein bisschen ,guckig, vielleicht ist er aber auch einfach zu schlau“, sagt Tim Price und lies Falco viel Zeit. Erst als er Zwei-Sterne-Niveau erreicht hat, habe Falco begonnen, richtig zu galoppieren. „Er ist ein sehr athletisches Pferd.“ Durch akribisches Training und gute Vorbereitung kam dann eins zum anderen.
Dass in Falcos Adern so gut wie kein Vollblut fliest, wenn man von Ladykiller xx in fünfter Generation auf der Vaterseite absieht, ist für Tim Price kein Problem. „Die Fitness ist bei einem Vielseitigkeitspferd wichtig, nicht der Blutanteil. Falco weiß genau, was er wann zu machen hat. Im vergangenen Jahr musste sich Falco einer Operation unterziehen, ein gutartiger Tumor im Verdauungstrakt musste entfernt werden. Den Februar verbrachten Falco und Tim Price in Andalusien bei der Andaluciá Sunshine Tour und gingen in Springprüfungen an den Start. „Gut in Schuss“ präsentierten sich die beiden dann beim CCI4*-L Kronenberg/NED, bei dem sie Zweite wurden. Auch der letzte Paris-Test verlief glänzend mit Platz vier im CCI4*-S Luhmühlen. Für den 45 Jahre alten Neuseeländer werden es die dritten Olympischen Spiele sein. „Ich bin sehr glücklich und aufgeregt, wieder im Kiwi-Team dabei zu sein. Falco ist in guter Form und gesund!“, sagt er.