Karamell M&M v. Kannan/Contendro, geb. 2014
Z.: Heinrich Bremer, Nöpke
R.: Takashi Haase Shibayama/JPN
Aus überaus erfolgreichem Züchterhaus kommt der 2014 geborene Karamell M&M. Bei Heinrich Bremer in Nöpke sind schon zahlreiche Topspringpferde auf die Welt gekommen. Karamell M&M ist aber der erste Olympiakandidat. Die Erfolgsbilanz seiner Mutter Cobina ist beeindruckend. Gleich ihr erstes Fohlen Diraba v. Diarado war ein Volltreffer. Die Rappstute wurde 2014 Dritte beim Freispringen des Programms Hannoveraner Springpferdezucht in Verden und legte ihre Zuchtstutenprüfung mit 9,5 im Freispringen ab. Nach der Geburt zweier Fohlen ging sie in den Sport und kam zu dem Italiener Francesco Turturiello, der mit ihr bis 1,45 Meter platziert war. Ihre beiden Fohlen entwickelten sich sensationell. Grey Diraba v. Grey Top war mit Lina Seidel Zweite der Hannoveraner Springpferde-Masters der Sechsjährigen, feierte mit Hannah Garton S*-Siege und wurde zu Jahresbeginn von der Horst-Gebers-Stiftung der talentierten, erst zehn Jahre alten Janne Neumann zur Verfügung gestellt, um ihr den Einstieg in den Leistungssport zu ermöglichen. Dirabas zweites Fohlen, Kannandro HB v. Kannan hat mit Kai Thomann die Hannoveraner Springpferde-Masters der Fünfjährigen gewonnen, bevor er als Neunter des Bundeschampionats der siebenjährigen Springpferde nach Dänemark verkauft wurde. Mit Noona Wildfang Linde hat er schon Junge Reiter-Nationenpreise bestritten hat und ging im März dieses Jahres im Großen Preis von Herning/DEN als Sieger auf die Ehrenrunde. Cobinas zweites Fohlen ist kein Geringerer als der Privatbeschäler Diatendro v. Diarado. Paul Schockemöhle hatte sich den Prämienhengst auf dem Hengstmarkt gesichert. Zwei Jahre später wurde Diatendro mit dem Stakkato-Preis ausgezeichnet und hat mittlerweile eine neue Heimat in den USA gefunden. 2020 kam Hann.Pr.A. Lady Lamberk HB v. Lamberk’s Lord Landcrack zur Welt, die im vergangenen Jahr auf der Herwart von der Decken-Schau mit dem Ic-Preis ausgezeichnet wurde, nachdem sie auf der Stutenschau in Ahlden zur Siegerstute gekürt wurde.
Karamell M&Ms Großmutter Galena bringt es auf vier S-erfolgreiche Nachkommen: die Vollgeschwister Scala, Sicerto und Stakkalu v. Stakkato sowie den Perpignon-Sohn Private Dancer. Scalas Tochter St.Pr.St. Acorte v. Acorado war eines der ersten internationalen Toppspringpferde aus der Zucht von Heinrich Bremer. Mit Rolf Moormann ging sie in Nationenpreise für Deutschland an den Start und sammelte später mit der US-Amazone Audrey Coulter weitere Spitzenresultate bis hin zu Weltcupspringen. Rolf Moormann sicherte sich für seine eigene Zucht Acortes Halbschwester, die 2010 geborene Stacorte v. Stakkato, und zog aus ihr den Vize-Bundeschampion der siebenjährigen Springpferde von 2023, Ziroccocorte OLD v. Zirocco Blue. Insgesamt gehen 55 S-erfolgreiche Springpferde auf die Stammstute Nokadere zurück sowie der westfälische Landbeschäler Diathago v. Diamant de Semilly und sein Halbbruder, der Privatbeschäler Pilothago v. Pilot, die beide beim KWPN registriert sind und bei denen Galena in dritter Generation auftaucht. Genauso wie bei Quintus HB v. Quaid, der 2014 den Freispringwettbewerb in Verden gewann und aktuell mit dem Usbeken Nurjan Tuyakbaev im Weltcup antritt.
Allerbeste Springgene wurden Karamell M&M also in die Wiege gelegt. Und das nicht nur auf dem Papier. 2022 gewann er mit Hilmar Meyer die Hannoveraner Springpferde-Masters der Achtjährigen. Zuvor hatte er sich mit verschiedenen Reitern in Springpferdeprüfungen bewiesen. Mitte Juli vergangenen Jahres probierte Takashi Haase Shibayama, der auf der Suche nach einem zweiten Pferd für größere Turnier war, Karamell M&M bei Hilmar Meyer aus und war sofort begeistert: „Hilmar hat mir Karamell vorgeschlagen. Ich fand ihn schon immer interessant und habe mich nach drei, vier Sprüngen sofort wohlgefühlt“, erinnert sich der Japaner. Sechs Tage nach dem ersten Probereiten wurden die beiden im Großen Preis (1,50 Meter) von Elmlohe Dritte. „Er sprang unglaublich. Dass ich ihn gefunden habe, habe ich Hilmar zu verdanken“, erinnert sie der 44-Jährige. „Ich hatte noch nie ein Pferd mit so einem Megacharakter. Er ist der beste Kumpel, den man sich vorstellen kann. Er würde für seinen Reiter alles machen. Er ist ein Kämpfer mit unbegrenztem Vermögen und sehr viel Mut – für mich ein absolutes Traumpferd!“
Nach weiteren guten Resultaten fuhr Takashi Haase Shibayama mit Karamell M&M zur Vorbereitung auf Olympia nach Norditalien und erzielte dann die notwendigen Qualifikationsergebnisse. „Karamell hat immer abgeliefert“, sagt der Springreiter, der sich riesig über den Platz in der japanischen Equipe für Paris gefreut hat. So richtig könne er das immer noch nicht fassen, sagt er, obwohl er schon damit gerechnet habe.
Betreut werden die Reiter vom Niederländer Rob Ehrens, leben und reiten doch auch die Teamkollegen Eiken Sato und Taizo Sugitani schon viele Jahre in Deutschland. Takashi Haase Shibayama ist in Kobe/JPN geboren und aufgewachsen. Als Zwölfjähriger kam er mit seinen Eltern, der Vater ist Deutscher, nach Deutschland, absolvierte nach dem Abitur eine Bereiterlehre im Stall Luther und wagte 2008 den Schritt in die Selbständigkeit. Während dieser Zeit war er rund vier Jahre lang für die Hengststation Maas J. Hell tätig. Dort traf er auf den Privatbeschäler Canstakko. Noch heute erinnert sich Takashi Haase Shibayama an den Canturo/Stakkato-Sohn (Z.: Frank Johannsen, Daensen): „Er ist ein Pferd, das ich nie vergessen werde!“ Keiner habe mehr so richtig an ihn geglaubt, und der Hengst habe keinen Spaß mehr am Springen gehabt, erzählt er. „Er war damals schon 13 Jahre alt, und ich wollte es einfach mal mit ihm versuchen.“ Richtig geklappt hat es dann 2019 im 1,50 Meter-Springen mit Siegerrunde in der Verdener Niedersachsenhalle. „Das war das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, er kämpft wieder für seinen Reiter.“ Im Laufe des Jahres standen die beiden auf der Liste für Tokio/JPN. Als diese um zwölf Monate verschoben wurden, endete auch die sportliche Laufbahn von Canstakko. „Er hat mir die Mühe und Arbeit doppelt und dreifach gedankt“, sagt der Springreiter. Seit drei Jahren betreibt Takashi Haase Shibayama gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Lena Berwe einen eigenen Ausbildungsstall in Ahlerstedt. Seine Erfolgsaussichten in Paris sieht er realistisch: „Für mich ist es schon ein gewaltiger Erfolg, bei den Olympischen Spielen überhaupt dabei zu sein!“