Quincy v. Quaid/As di Villagana
geb. 2011
Z.: Stall Bokhorst, Andrea und Norbert Wulf, Schillsdorf
R.: Taizo Sugitani/JPN
Zwei der drei Japaner bei den Olympischen Spielen sind hannoversch beritten. Neben Karamell M&M und Takashi Haase Shibayama wird Quincy mit Taizo Sugitani mit der Nisshoki, der Flagge der Sonne, auf der Satteldecke dabei sein. Der 48-jährige Japaner und sein 2011 geborener Brauner sind bereits bei den Weltreiterspielen 2022 in Herning/DEN an den Start gegangen und waren bei den Asian Games im vergangenen Jahr in Hangzhou/CHN bestes Paar in der japanischen Equipe. Schon 1996 war Taizo Sugitani bei den Olympischen Spielen in Atlanta/USA am Start, damals gerade einmal 20 Jahre alt. Bei den fünf folgenden Spielen war er ebenfalls dabei, nur in Peking/CHN 2021 musste er passen. Das macht ihn zu dem Japaner mit den meisten Starts bei Olympischen Sommerspielen. Dazu kommen sechs Weltreiterspiele, eine Weltmeisterschaft und zwei Weltcupfinale. Schon sein Vater Masayu Sugitani hat an den Olympischen Spielen 1968, 1972 und 1976 teilgenommen, ebenso wie sein Großvater Koichi Kawaguchi 1956.

Um sich ganz der Reiterei zu widmen, zog es Taizo Sugitani als Siebzehnjähriger nach seinem Schulabschluss in die Niederlande in den Stall von Henk Nooren. Zehn Jahre ist es her, dass der Japaner nach Deutschland gegangen ist und eine Reitanlage in Wachtberg bei Bonn bezogen hat. Sechsjährig bekam er Quincy in den Stall. Damals hatte der Braune bereits Erfolge mit Rene Dittmer und Julian Goldmeier bis in Springpferdeprüfungen der Klasse M* gesammelt und war für das Bundeschampionat qualifiziert. „Quincy ist unter dem Reiter ein sehr, sehr sensibles Pferd. Im Umgang ist er aber sehr freundlich, und er mag Menschen“, sagt Taizo Sugitani. „Er springt unwahrscheinlich gerne, aber manchmal ist er zu aufgeregt. Dann muss ich ihn Ruhe geben und auf seine Aufgaben fokussieren.“ Mittlerweile sind sie ein eingespieltes Team, erst im Mai dieses Jahres waren Taizo Sugitani und Quincy Dritte im 1,55 Meter-Grand Prix von Szilvásvárad/HUN. „Ich freue mich auf Paris, bei den letzten Olympischen Spielen konnte ich nicht dabei sein. Alle Spiele sind anders und besonders!“

Geboren wurde Quincy bei Andrea und Norbert Wulf in Schillsdorf in Ostholstein. Im Stall Bokhorst im Herzen des Holsteiner Zuchtgebiets, nur gut zehn Kilometer von Neumünster entfernt, werden seit über 30 Jahren Hannoveraner Springpferde gezüchtet. Quincys Mutter St.Pr.St. Anna-Liena v. As di Villagana/Graf Grannus hat drei Söhne und eine Tochter, die im Sport gehen – alle haben Erfolge in schweren Springen. Allen voran natürlich Quincy. „Er war als Fohlen sehr angenehm im Umgang“, erzählt Norbert Wulf. „Seine Mutter war mein persönliches Herzenspferd. Ihre Fohlen waren alle ein bisschen speziell. Leider ist sie, als sie zehn war, an einer Kolik eingegangen.“ Quincy war ihr letzter Nachkomme und wurde als Fohlen an das Landgestüt Celle verkauft. Seine ein Jahr ältere rechte Schwester hat Platzierungen bis 1,40 Meter und ist mittlerweile Zuchtstute. 2008 wurde Anna-Lienas Sohn Crumley v. Cassus geboren, den John Whitaker in 1,60 Meter-Prüfungen geritten hat, nachdem er mit Francois Mathy jr. an den Weltmeisterschafen der jungen Springpferde teilgenommen hatte. Der ein Jahr jüngere Casanova bringt es neben sechs S*-Platzierungen auf 39 M-Siege und wird aktuell von Franziska Stein geritten.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Anna-Lienas Mutter St.Pr.St. Gräfin Milas jüngstes Erfolgspferd ist der Marius Claudius-Sohn Mario FRH, der mit Harm Wiebusch die Hannoveraner Springpferde-Masters 2021 für sich entschied. Dazu kommt der mit dem Italiener Roberto Cristofoletti bis 1,60 Meter erfolgreiche Flavourart Amico Mio v. Stakkato und sein Vollbruder Saturn v. Stakkato, der mit Steffen Engfer in schweren Prüfungen unterwegs war. Über eine Zeitungsannonce ist St.Pr.St. Gräfin Mila v. Graf Grannus/Milan in den Stall Bokhorst gekommen. „Damals gab es noch kein Internet“, sagt Norbert Wulf. „Der Hengst Milan war für uns interessant, weil er sowohl S-erfolgreiche Spring- als auch Dressurpferde gemacht hat.“ Andrea Wulf fuhr zur Züchterin Heidrun Kulp nach Friedland, sah die damals zweijährige Stute und lud sie sofort auf den Pferdeanhänger. Sie ließ es sich auch nicht nehmen, die Stute selbst anzureiten und auf die Zuchtstutenprüfung vorzubereiten. Die absolvierte Gräfin Milva mit Bravour: 9,0 für Temperament und Charakter, 9,0 auch für das Vermögen über dem Sprung.
Kontakt zu Quincys Reiter Taizo Sugitani haben Andrea und Norbert Wulf nicht. Das sei nicht ungewöhnlich, sagt Norbert Wulf und erzählt von Familie Paillot. Die Französin Alexandra Paillot hatte mit dem Perigueux/Quick Star-Sohn Pembroke aus Wulfs Zucht Erfolge bis 1,55 Meter, dann wurde er verkauft. Zum Trost seiner Tochter erwarb der Vater den jetzt vierjährigen Vollbruder am Telefon. „So etwas freut mich als Züchter natürlich.“ Derzeit gehören neun Zuchtstuten in den Stall Bokhorst, die auf unterschiedliche Stutenstämme zurückgehen. „Unsere Zucht ist breit aufgestellt“, sagt Norbert Wulf und ist glücklich über sein erstes Olympiapferd.