Ventago und Abdulrahman Alrajhi (Foto: Lafrentz)

Paris 2024 – Ventago: He is on fire!

Ventago v. Van Helsing/Scendix, geb. 2013
Z.: Stefan Trentelmann, Rastede
R.: Abdulrahman Alrajhi/KSA

“Ventago is on fire“, jubelte Abdulrahman Alrajhi, als er das Eröffnungsspringen der Global Champions Tour in Doha/QAT im Februar dieses Jahres gewann. „Er ist so ein großartiges Pferd. Ich bin sehr glücklich, ihn zu haben. Er hat es fast ohne Anstrengung geschafft. Es fühlte sich an, als würde er einfach mit den Sprüngen spielen!“ Im Grand Prix landeten die beiden dann mit zwei strafpunktfreien Runden auf Platz fünf. Knapp drei Monate zuvor gehörten der Hannoveraner und sein 29 Jahre alter Reiter zum Team aus Saudi-Arabien, das bei den Asian Games in Hangzhou/CHN die Goldmedaille gewann. Zur Equipe gehörten neben Ventago die beiden Hannoveraner Untouchable – wie Ventago ein Van-Helsing-Sohn – und Skorphults Baloutinue sowie der Rheinländer Cascadello Boy RM. Als Einstimmung auf Olympia hat Ventago Mitte Juli den Grand Prix von San Giovanni in Marignano/ITA gewonnen. „Wir sind bereit, die Träume wahr werden zu lassen!“, schrieb der Springreiter auf Instagram.

Ventago wurde das Zeug zu einem Topspringpferd in die Wiege gelegt. Auf die Welt gekommen ist er bei Stefan Trentelmann in Rastede. Der Maschinenbauingenieur züchtet als reiner Hobbyzüchter mit nur einer Stute. Aber die sieben Fohlen, die bei ihm bislang auf die Welt gekommen sind, haben es in sich.

Seine erste Zuchtstute war die Dorian/Watzmann-Tochter Doriana, Ventagos Großmutter. Lange Zeit hat Stefan Trentelmann junge Pferde im Stall von Hans Bahr geritten. Immer wieder waren Nachkommen des Privatbeschälers Dorian dabei und haben den Reiter begeistert. Mitte der 90er Jahre erwarb er dann Doriana. „Sie sprang beim Freilaufen schon über den Zaun. Da hat man gesehen, dass sie was kann“, erinnert sich Stefan Trentelmann. Er sei ein Freund alter Stämme, das habe ihm bei der Stute auch gut gefallen. Denn am Beginn von Dorianas Pedigree steht die 1907 in der Nähe von Lüchow zur Welt gekommene Arma und ist dementsprechend Garant für bestes Hannoveraner Springblut. Wiener Domspatz, mit dem Dirk Hafemeister, Franke Sloothaak, Ludger Beerbaum und Otto Becker in jungen Jahren internationale Erfolge feierten, gehört ebenso zur Familie wie Richard Vogels Grand Prix-Pferd Cydello und der aktuelle Sieger im Großen Preis von Falsterbo/SWE, Sandra Auffarths Quirici H. Dazu kommen die namhaften Vererber Chasseur I und II sowie Wolkentanz I und II.

Während Doriana mit Stefan Trentelmann in A- und L-Springen erfolgreich war – „Ich bin nur Hobbyreiter!“ – erwies sie sich auch als züchterisches Juwel. Zuerst kam ein Hengstfohlen zur Welt. Ihr erstes Stutfohlen war St.Pr.St. Scendoria v. Scendix, Ventagos Mutter. „Wir haben Stakkato seinerzeit beim Schauabend im Verden gesehen und wussten gleich, wir wollen Stakkato-Blut. Scendix hat uns dann bei der Körung gut gefallen“, erinnert sich der 54-Jährige. Scendoria stellte ihre überragenden Qualitäten schon bei ihrer Zuchtstutenprüfung mit der Traumnote 10 für das Vermögen unter Beweis. 2012 wurde sie mit der Anwartschaft auf die Staatsprämie ausgezeichnet, und ein Jahr später kam ihr erstes Fohlen Ventago zur Welt.

Dorianas Fohlen Nummer drei ist der Canstakko-Sohn Cambion. Er schlug den Weg in den Vielseitigkeitssport ein und nahm mit Elisa Abeck 2022 an den Europameisterschaften der ländlichen Vielseitigkeitsreiter in Lausanne/SUI teil. Weil Stefan Trentelmann vom Valentino/Stakkato-Sohn Van Helsing begeistert war – „Bei seiner Körung war er enorm beim Freispringen, auch vor und zwischen den Sprüngen. Seine Intelligenz konnte man sehen, das braucht man heute im Sport!“ – setzte er ihn nicht nur für Scendoria ein, sondern auch für Mutter Doriana. Heraus kam Valento, der mit britischen Reitern im internationalen Sport auftauchte – zuletzt mit Donald Whitaker – bevor er zu Patrick Stühlmeyer kam, der mit ihm im Dezember vergangenen Jahres Zweiter im Großen Preis von Riesenbeck wurde. Beinahe wäre Valento ebenfalls zu den Olympischen Spielen gefahren, zu Jahresbeginn bekam er einen japanischen Mitbesitzer.

„Ventago war ein Ausnahmefohlen mit einer Supergaloppade. Er war ein Riese mit einem etwas großen Kopf“, erinnert sich Stefan Trentelmann. Schnell war das Fohlen an einen Freund verkauft. „Es war ein guter, alter Handel – besiegelt mit mehreren Schnäpschen!“ Zur Aufzucht blieb der Braune in Rastede und wurde dort auch angeritten. Nachdem er in einen Ausbildungsstall wechselte und erste Erfolge in Springperdeprüfungen hatte, wurde Ventago an Ignaz Berger verkauft und von Sven Fehnl und Tim Rieskamp-Goedeking zu Topplatzierungen geritten. Nach Platz zwei im Großen Preis von Frankfurt wurde das nächste Kapitel in der Erfolgsgeschichte aufgeschlagen, Ventago kam zu Abdulrahman Alrajhi. Und sein Züchter freut sich, dass er damals bei Doriana den „richtigen Riecher“ gehabt hatte und Ventagos Mutter noch in seinem Stall ist.