Einst tummelten sich mehr als 100 Stuten auf dem Marktplatz in Bruchhausen-Vilsen, wenn die sieben Pferdezuchtvereine rund um die Besamungsstation Süstedt zur Stutenschau einluden. In den vergangenen Jahren war es um diese zentrale Stutenschau im Bezirksverband Hannover recht ruhig geworden, obwohl die Bedingungen am neuen Standort auf dem Betrieb Brüning ideal sind und die Schau inzwischen mit einer Zuchtstutenprüfung kombiniert wurde.
In diesem Jahr hingegen setzten die Züchter der Region ein deutliches Ausrufezeichen hinter ihre Stutenschau und das nicht nur in Bezug auf die Anzahl der gezeigten Stuten, sondern auch hinsichtlich derer Qualität. Insgesamt wurden 47 Stuten gezeigt, die eine erstaunliche Ia-Quote von 82 Prozent erreichten.
Mit einem breiten Lächeln und zum dritten Mal in Folge mit dem Schausieg fuhr Bernhard Sieverding aus Twistringen nach Hause. Seine Rappstute Tausendschön v. Total McLaren/Bonds war an diesem Tage unschlagbar. Hinsichtlich Typ und Körperkonstruktion bewegt sie sich nahe am Ideal, zelebrierte den Galopp im Freilaufen und den Trab zusätzlich auf der Dreiecksbahn. Im Schritt bewies sie Taktsicherheit und für den Sport passenden Raumgriff. Tausendschön entspringt dem Schocolata-Zweig des Stutenstamms der Idria, der mit der Wenzel-Tochter Wienerin vor mehr als 40 Jahren auf dem Hof Sieverding Einzug gehalten hat und seither immer wieder Erfolgspferde auf Schauen, Körungen und dem Sport hervorgebracht hat.
Dass Bernhard Sieverding plant, auch im kommenden Jahr bei der Vergabe der Siegerstute ein Wörtchen mitzureden, zeigte er mit der Klassensiegerin der Zweijährigen. Seine ganggewaltige Dunkelbraune v. Follow Him’s Schönweide/Franziskus geht wie Tausendschön in vierter Generation auf die bereits erwähnte Wienerin von Wenzel I zurück. Sie bestach ebenfalls durch eine gute Körperkonstruktion und den oft damit einhergehenden kraftvollen Bewegungen und zusätzlich durch ein ausgesprochen gelassenes Interieur. Ihre Mutter ist zudem Vollschwester von Raphael Netz‘ Erfolgspferd Franz Joseph BB.
Die Reservesiegerstute der dressurbetonten Stuten wurde Die Zaubermaus v. Don K/Lauries Crusador xx (Z. u. Bes.: ZG Frieling, Balge), die in dritter Generation mit Falkland kraftvolles Hannoveraner-Blut führt. Die Zaubermaus wurde von Sandra Frieling auch in der Zuchtstutenprüfung vorgestellt und überzeugte in allen drei Grundgangarten mit Balance und Losgelassenheit, was schließlich auch zu Höchstnoten in der Rittigkeit führte. Die Vierjährige war im vergangenen Jahr bereits auf der Herwart von der Decken-Schau erfolgreich und entschied in diesem Jahr die Klasse der vierjährigen geprüften Stuten für sich.

Heinrich Gießelmann aus Barver stellte zwei Töchter des Dynamic Dream aus, die beide prämiert wurden. Dabei musste sich die aus der Vollschwester der einstigen Bundeschampionesse Macadamja v. Morricone gezogene Dancing Dynamite v. Dynamic Dream/Morricone in ihrer Abteilung der späteren Schausiegerin geschlagen geben, und die sehr langbeinig und bergauf konstruierte Donna-Lüttchen v. Dynamic Dream/Benicio konnte ihre Klasse gewinnen. Beides sind Enkeltöchter der Santanyi v. San Amour/Fürst Heinrich, die 2012 Reservesiegerstute der Herwart von der Decken-Schau wurde. Ein Erfolg, den ihre Vollschwester Suri vier Jahre später wiederholen konnte.

Weitere Klassen der dreijährigen ungeprüften Stuten gewannen die sehr geschmackvolle Dunkelfuchsstute Bocella v. Bon Courage/Weltregent (Z. u. Bes.: Stefan Kastens, Schweringen), deren Halbbruder Bocage v. Bon Coeur bereits S-erfolgreich ist, und Dua Lipa v. D’avie/Fürst Romancier (Z. u. Bes.: Hof Brüning GbR, Ochtmannien), deren Mutter eine Halbschwester des einstigen Jungpferde-Weltmeisters Zucchero Gold v. Zonik ist.
Bei den dreijährigen geprüften Stuten hatte die sehr rittige Danielle v. Dancier Gold/Morricone (Z. u. Bes.: Reiner Scharnhorst, Neustadt) die Nase vorne und die Klasse der vierjährigen ungeprüften Stuten entschied die sehr feine und harmonisch konstruierte Fürstin Frieda v. Fusionist/Statesman (Z.: Carsten Scheper, Westoverledingen, Bes.: ZG Jürgens, Stuhr) für sich.
Der Dressurteil der Schau wurde durch die Familie „Mutter mit zwei Töchtern“ der Bonita v. Bon Coeur/Desperados (Z.: Wilhelm Foring, Diepholz) komplettiert. Andreas Müller aus Twistringen stellte diese Stute mit Ia-prämierten Töchtern v. Fürst Toto (dreijährig) und Total Diamond (zweijährig) aus. Ihm ist es gelungen, durch die Anpaarung an diese beiden Hengste Typ und Dynamik der Mutter zu erhalten und die Korrektheit zu verbessern. Der Familie wurde der Elitetitel zuerkannt.

Als beste Springstute wurde Calida v. Conthargos/Stakkato (Z. u. Bes.: Dorothee Heitmüller, Nienburg) ausgezeichnet. Die großlinig gemachte Stute erinnert ansonsten in der Typausprägung sehr an ihren Muttervater Stakkato, wirkt dabei sportlich und sprang mit viel Vermögen, elastisch und mit guter Bascule. Ihre Mutter brachte bereits den von Roman Duchac bis international 1,40 m erfolgreichen Dreamer v. Diarado. Reservesiegerstute der Springstuten wurde die Klassensiegerin der ungeprüften Stuten. Crisper Cas v. Codex One/Quintender (Z. u. Bes.: Karen Eickhoff, Syke) ist eine moderne Stute mit blitzschnellem Vorderbein.

Die Stutenschau in Bruchhausen-Vilsen war ein erfreuliches Signal bei oft weiter rückläufigen Beschickerzahlen auf Stutenschauen. Es waren Aussteller vertreten, die in den Nach-Corona-Jahren seltener mit ihren Stuten präsent waren. So wie in diesem Jahr hat diese Stutenschau einen echten Schaufenstercharakter und sollte weitere Züchter motivieren mit ihren Stuten daran teilzunehmen.
Text und Fotos: Ulrich Hahne